Unser Haus ...... befindet sich nunmehr in 5. Generation im Familienbesitz und hat - wie die alte Zaehringerstadt Neuenburg - im Laufe der Jahrzehnte schon viel erlebt. Aus diesem Grunde wird bei uns die Badische Gastfreundschaft gross geschrieben und wir freuen uns, wenn sich unsere Gaeste bei uns wohl fuehlen, sowohl im Restaurant wie auch in unserem kleinen Hotel! - Hier unsere Geschichte, soweit wir sie ergruenden konnten:
5. November 1699
Das Restaurant „Weisses Kreuz“ gehoert zu den historischen Neuenburger Gasthaeusern. Das Haus wird bereits vor dem voelligen Untergang der Stadt im Spanischen Erfolgekrieg (1704) urkundlich erwaehnt.
In einer im Stadtarchiv verwahrten „Umbgelts Rechnung“ ueber die Erhebung der Weinsteuer fuer die Zeit vom 05. November 1699 bis 5. Mai 1700 wird das Gasthaus fuer einen Weinverbrauch von 11,5 Saum (1 Saum war etwa 150 l) zur Weinsteuer veranlagt. Als Wirt des Gasthauses nennt uns die Steuerliste Carlo Moehr (Carolus Mehr).
Das Gasthaus fuehrte bereits 1699 den Namen „Zum Weissen Kreuz“. Vermutlich kommt der Name des Hauses von der Neuenburger Johanniterkommende. Die Johanniter fuehren in ihrem Wappen ein weisses (silbernes) Kreuz. Vielleicht ist auch der alte Standort des Gasthauses im Stadtquartier, in dem sich die Niederlassung der Neuenburger Kommende befand, zu suchen.
(Quelle: Winfried Studer)
* Der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) war ein Kabinettskrieg, der um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, Koenig Karl II. von Spanien, gefuehrt wurde. Der Tod des kinderlosen Karl II. am 1. November 1700 loeste die Frage um die nachfolgende Regentschaft aus. Die Haager Grosse Allianz um die oesterreichisch-habsburgischen Kaiser, dem Reich und England bzw. Grossbritannien kaempfte gegen eine von Frankreich angefuehrte Kriegskoalition, bestehend aus Kurkoeln, Haus Savoyen und dem Kurfuerstentum Bayern.
1704 - In Sueddeutschland sammelten beide Parteien ihre Kraefte. Der Duke of Marlborough vereinigte sich Ende Juni bei Ulm mit dem Markgrafen von Baden und kurz darauf mit dem oesterreichischen Heer unter Prinz Eugen von Savoyen. Auch die Franzosen zogen weitere Kraefte (die Armee Tallards) ueber den Schwarzwald heran, waehrend Villerois Truppen die Verbindungen ueber den Rhein deckten. Nach einer ersten Schlacht am Schellenberg kam es am 13. August zur entscheidenden Zweiten Schlacht von Hoechstaedt, in der die Verbuendeten siegten.
Auch Neuenburg geriet in das Kriegsgebiet, besonders vor der Schlacht bei Friedlingen in der Naehe von Basel am 14. Oktober 1702. Nach zwei Jahren franzoesischer Besetzung wurde Neuenburg auf Befehl des franzoesischen Koenigs Ludwig XIV. im April 1704 vollstaendig zerstoert und die Bevoelkerung fand insbesondere Aufnahme im Hoheitsgebiet des Fuerstbistums Basel in Schliengen und Steinenstadt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten fanden weitere Erbfolgekriege statt. Es gab es immer wieder Zusammenstoesse zwischen Habsburg auf der rechten Rheinseite und Frankreich auf der linken Rheinseite, dabei wechselte Neuenburg als so genannte Frontstadt je nach Besatzung oefters die Herrschaft.
Zerstoerung 1704
…Am 20. April 1704 kam der Oberbefehlshaber, Marschall Tallard, nach Neuenburg, um die Stadt zu besichtigen. Am 25. April, nach der Markusprozession, liess er bekanntmachen, dass die Regierung des Koenigs beschlossen habe, innerhalb von neun Tagen die Stadt dem Erboden gleichzumachen, Mauern, Tore und Tuerme zu sprengen, die Befestigungsanlagen niederzureissen. Gleichzeitig liess er dem Magistrat den Beschluss mitteilen, dass die Einwohner innerhalb dieser Zeit die Stadt zu raeumen haetten. Es sollte ihnen erlaubt sein, ihr bewegliches Gut mit sich fortzufuehren. …
…Alles Bitten half nichts. Sie erlaubten den Buergern, ihre Haeuser selber abzureissen und Ziegel, Holz, Fenster und Tueren mit wegzufuehren. Nur fehlte es ihnen an Fuhrwerken und sie mussten den groessten Teil zuruecklassen…
…Am 1. Mai, dem letzten Tag der Raeumung, hielt der junge Pfarrer Christen einen Gottesdienst in dem erst 5 Jahre zuvor fertig gestellten Gotteshaus, nahm das Allerheiligste vom Altar, und waehrend schon die Steine der Mauern unter den Stoessen der Zerstoerer ins Schiff stuerzten, schritt er die Treppe zum wartenden Volk hinab. Die Einwohner folgten ihm klagend und jammernd in Richtung Steinenstadt. …
Aufbau 1714
Von Vauban mit der Stadt voellig dem Erdboden gleichgemacht, wurde auch das Gasthaus „Zum Weissen Kreuz“ - wie die Stadt - irgendwann nach 1714 wieder aufgebaut.
Das Neuenburger Ortssippenbuch erwaehnt den ersten Saurer wie folgt:
Eheschliessung: Januar 1756
Franciscus Xaverius, geb. in Biel?, (Familiennamen im Kirchenbuch „Surer“) und Kleb, Johanna, geb. 05.03.1726 in Nbg., gest. 10.02.1803 in Nbg, (heiratete am 07.09.1759 Laurentius Engist, bei ihrem Tod 76 Jahre alt, Familienname Engist, geb. Kleb).
Waehrend ihrer kurzen Ehe mit Saurer gebar sie einen Sohn: Franciscus Xaverius, geb. 10.10.1757, gest. 15.01.1840 in Neuenburg, den Vater des Jacobus Saurer!
25. Juli 1801
25. Juli 1801 Jakobus Saurer wird geboren
Jacobus Saurer wird als 6. Kind des Franciscus Xaverius Saurer geboren. Seine Mutter hiess Magdalena, geb. Holzreiter.
Im Februar 1839 heiratete er Regina Gras (geb. 30.01.1813).
Er verstarb am 16.06.1881.
Realwirthschaftsrecht
Realwirthschaftsrecht
Am 22.Maerz 1853 tritt im „Totenbuch“ Xaver Schmidt, Altbuergermeister und Kreuzwirt, als Zeuge auf.
In einem alten Verzeichnis Neuenburger Familien im Pfarrarchiv aus dem Jahre 1868, wird Xaver Schmidt (*1781 + um 1866) als Altbuergermeister und Altkreuzwirt genannt.
1853 hat Jakob Saurer das „Realwirthschaftsrecht“ der Wirtschaft „Zum Kreuz“ gekauft und die Gaststaette in sein Anwesen in der Schluesselstrasse verlegt.
Am 22. Maerz 1853 hat die „Grossherzoglich Badische Regierung des Oberrhein Kreises dem Jakob Saurer „die Genehmigung erteilt, das von ihm erkaufte Realwirthschaftsrecht auf sein eigenes Haus in der Schluesselgassen uebertragen zu duerfen.“
Seit dieser Zeit ist das Gasthaus in Familienbesitz. Wie alt genau das Haus ist, konnten wir bis dato noch nicht exakt herausfinden. Das Gebaeude reichte ueber das gesamte Grundstueck mit einem florierenden Kolonialwarenladen und einem 2-stoeckigen gewoelbten Keller.
Meist steht der Beruf des Kaufmannes hinter dem Namen Saurer, so dass man vermuten darf, dass der Laden schon vorher existierte und das Gasthaus erst spaeter – naemlich 1853 hinzu kam.
PS: Auch das „Weiße Kreuz“ darf einen „Bechstein“ sein eigen nennen. Der Bauweise nach könnte das Klavier sogar vom Meister selbst noch gefertigt sein (nach Aussage unseres Klavierstimmers). Es steht wohlbehütet in unserem Wohnzimmer!
Reben 1867
Reben
Im Auggener Grundbuch von 1867 konnten wir einen Eintrag finden: Am 11. Maerz wurden die Liegenschaften (siehe Anhaenge) des Jacob Saurers und seiner verstorbenen Ehefrau Regina an ihre Kinder, darunter auch der naechste „Kreuz-Wirt“ Franz Xaver ueberschrieben. Er erhielt unter anderem auch ein Rebstueck, dass sich heute noch in unserem Besitz befindet - bepflanzt mit Weissem Burgunder!
Auszug aus dem Auggener Grundbuch:
21. Juli 1871
21. Juli 1871 - Franz Jakob Saurer wird geboren
Der vermutlich 4. Saurer auf dem "Weissen Kreuz" wird als Sohn des Franz Xaver und der Katharina, geb. Ruedinger geboren.
Franz Jakob heiratete die Maria Theresia, geb. Boll. Sein Beruf ist Kaufmann. Er starb am 01.06.1922
*Durch den gewonnenen Krieg wird das Elsass wieder Deutsch. Dank der Bemuehungen des Neuenburger Buergermeisters Meisinger wurden die elsaessischen Gemeinden am gegenueberliegenden Ufer von der Zerstoerung verschont. *
5. August 1878
5. August 1878 - Geburt der Maria Theresia Boll
Maria heiratet Franz Jakob Saurer und wird "Kreuz-Wirtin", erlebt den 1. und 2. Weltkrieg, die Zerstoerung Neuenburgs und den Wiederaufbau. Sie stirbt am 24.02.1954 und hinterlaesst das Gasthaus Ihrer Tochter Johanna. Hier ein Bild Marias mit ihren Eltern und Bruedern.
* In dieser Zeit der Not verlassen auch viele Neuenburger ihre Heimat und suchen Ihr Glueck ueberwiegend in Amerika. *
Das Gasthaus
Das Gasthaus
So sah das Haus um 1908 aus.
24. Mai 1909 - Franz Saurer, Kaufmann, erwirbt kaeuflich das "Weisse Kreuz" von Regina Saurer, seiner Schwester. - Wirtsstube, grosses Nebenzimmer, Schenke, Fremdenzimmer, neu erbautes Haus, einliegend mit Kueche usw. Auch ein gut gehender Kolonialwarenladen ist dabei, der vermutlich schon vorher in seinem Besitz war.
26.07.1909 - wird die Wirtschafterlaubnis erteilt.
Familie Saurer - aus dem Familienalbum
17. August 1912
17. August 1912 - Johannas Geburt
Geburt von Maria Johanna Katharina, genannt "Hannele", geb. Saurer - der vorigen Wirtin vom Weissen Kreuz. 1938 heiratet sie den gleichaltrigen Muellheimer Automechaniker Walter Theophil Weber, der 1942 in Stalingrad verstarb.